Ernst und Spiel

Günter Schulz-Ihlefeldt - Boote
Günter Schulz-Ihlefeldt - Boote - 1952 - Aquarell auf Papier - 32x42 cm

Ernst und Spiel

Der 1912 in Brandenburg geborene Günter Schulz-Ihlefeldt begann seine künstlerische Ausbildung bei den Schwestern Hertha und Lucie Bielefeld und absolvierte sein erstes Semester mit 19 Jahren an der Wredowschen Zeichenschule. Er wurde aufgrund seiner Begabung im Anschluss direkt an der Kunstakademie Berlin-Charlottenburg und danach an der Städelschule in Frankfurt am Main angenommen. Dort erhielt er bereits 1937 einen Lehrauftrag für Anatomie und die Führung der Malklasse sowie ein eigenes Meisteratelier. 1940 wurde er eingezogen und geriet 1945 in russische Kriegsgefangenschaft. Als er 1949 nach Frankfurt zurückkehrte, lag sein Atelier in Trümmern. Er übersiedelte ins nahegelegene Hofheim am Taunus. Schulz-Ihlefeldt gehörte zum sogenannten Hofheimer Kreis um Hanna Bekker vom Rath, die damals eine der bekanntesten deutschen Mäzeninnen für moderne Künstlerinnen und Künstler war. 1954 lernte er dort auch den damals schon 70-jährigen Brücke-Maler Karl Schmidt-Rottluff kennen.

Wie Topp und Ehrhardt hatte der Krieg auch Schulz-Ihlefeldt traumatisiert. Ausgebildet in den alten akademischen Traditionen begann der Maler nach seiner Rückkehr, zunächst Formen zu verdichten und Darstellungen zugunsten kompositorischer Aspekte zu verfremden. Dann kehrte er seiner bisherigen Malweise ganz den Rücken zu und wandte sich in den 1950er Jahren der in Westdeutschland immer bedeutsamer werdenden abstrakten Malerei zu. Die zum Teil skurrilen Motive werden immer mehr stilisiert und verfremdet, bis sie sich endlich ganz auflösen zu amorphen Gebilden in strukturierten Flächen, in Kompositionen aus Farben und Formen. Er gilt seitdem als ein Vertreter des deutschen „Informel“, der sogenannten „Gegenstandslosen“. Sein Spätwerk drückt sich nur noch durch Strukturen und Farben aus. Diesen wohnt „ein verstecktes stilles Leben“ inne. Wenn Betrachter in manchen Bildern etwas Konkretes zu erkennen glauben, so ist dieses ihre eigene Assoziation. Seine Bilder sind über die intensiven Farben zu erleben wie Klangfarben in der Musik und in der Natur. Die wenigen Titel, die Schulz-Ihlefeldt einigen seiner Arbeiten gab, sind entliehene Begriffe aus der Musik.

Günter Schulz-Ihlefeld - La Musica
Günter Schulz-Ihlefeld - La Musica - 1950 - Ölkreide auf Papier - 39x46 cm

Selten hat Günter Schulz-Ihlefeldt etwas zu seinen Bildern geschrieben: „ich will keine nureruptionen, keine nur-emotionen, keinen korrigierten zufall. ich will auch keine seelenzustände sichtbar machen. aber ich will auch keine vorausberechnete konstruktion, denn eine sogenannte gute komposition kann ohne ausdrucksintensität sein, und die ausdrucksintensität ist mir das wesentliche kriterium.“ (1954). Weitere Zitate zu seiner Malerei gehen auf den philosophischen Hintergrund seiner künstlerischen Absichten ein oder gelten der Poesie seiner Bilder: „Meine Arbeit ist ein mit spielerischem Ernst betriebenes ernstes Spiel“ -“Ist ein Bild gelungen - und nicht jedes Bild gelingt - so wird jenes Geheimnisvolle, das sich aus dem Einswerden der Malmaterie mit dem Geist ergibt, das Lebensgefühl des Betrachters bereichern und vertiefen.“- „Ich möchte, dass meine Leinwand im Sinne menschlicher Empfindungen Leben ausstrahlt in weiter Scala von Dur bis Moll“ (1959).